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Essay: "Gendern" - wie mache ich es richtig?

Im letzten Jahr, wenn nicht sogar in den letzten Jahren, gab es einige Diskussionen zur Gendersprache. Als Sprachfanatikerin fand ich es sehr interessant jeweils die Pro’s und Contra’s zur Kenntnis zu nehmen. Geht es wirklich darum OB man gendert oder eher darum WIE man gendert?



Was meine ich mit 'gendern'?

In meiner Generation lernten wir in der Schule die folgende Regel wenn es um Plural-formen verschiedener Berufungen ging: Wenn z.B. ausschliesslich weibliche Lehrerinnen gemeint sind, dann wird auch die feminine Pluralform verwendet: "die Lehrerinnen". Wenn ausschliesslich Männer, sowie eine Mischung aus Männern und Frauen gemeint ist, dann wird die maskuline Pluralform verwendet: "die Lehrer".


Doch was ist mit Lehrern, die sich eventuell als weder weiblich noch männlich bezeichnen? Hier kommt das Gendern in einer Sprache mit ins Spiel. In den letzten Jahren gab es folgende Vorschläge wie man für mehr Inklusion sorgt. Nach und nach wurde folgende Anrede verwendet: "Liebe Lehrer und liebe Lehrerinnen, ...". Nun verwenden viele folgende Alternative(n), die sich zum Teil auch kürzer schreiben als die vorherige Variante:


- "Sehr geehrte Lehrer:innen, ..." / - "Sehr geehrte Lehrer_innen, ..." / - "Sehr geehrte Lehrer*innen, ..." /

-- "Sehr geehrte LehrerInnen, ..." Keins dieser Alternativen ist zum jetzigen Stand offiziell vom deutschen Staat anerkannt worden, jedoch wurde laut der DW (2021) das Gendern von einigen Kommunen individuell anerkannt. Auch wenn es bisher kein allgemeines, offizielles Gesetz zur Gendersprache gibt wird sie häufig von Endbenutzern verwendet, teilweise auch von Journalisten und Journalistinnen.



Wenn ich Aktivist*innen frage heisst es Folgendes:

Wer nicht gendert, setzt das Statement einen Grossteil an Menschen zu ignorieren.

Auf der anderen Seite heisst es: Fangen wir mit der Gendersprache an, dann verkomplizieren wir die eh schon schwere, deutsche Sprache für Kinder und neu dazu gewonnene Immigrant*innen. Deutschland kann doch nicht alleine liegen mit der Diskussion - oder?


Tatsächlich ist es in manch anderen Sprachen - meiner Meinung nach - leichter. Im Schwedischen gibt es folgende Pronomen: "Hon" (Sie), "Han"(Er), und seit 2012 wird "Hen"(neutrales Pronomen, aber nicht 'es') gebraucht. Das Wort - oder genauer gesagt das Pronomen - tauchte das erste Mal schriftlich bereits im Jahr 1966 auf. Dies lässt sich relativ gut implementieren, obwohl ich auch hier immer wieder Menschen treffen - egal ob jünger oder älter - die sich weigern 'hen' im alltäglichen Gebrauch zu verwenden. Im Englischen hat man sich entschieden das Pronomen "they"/"them" für non-binäre/non-maskulin/non-feminin Personen zu verwenden.



Gibt es einen Weg für mehr Inklusion zu sorgen ohne die Gesellschaft in TeamA und TeamB zu spalten?


Jetzt denkt euch eine Welt, in der Gendersprache nicht existiert, in der verschiedene Pronomen nicht existieren, sondern eins. Also, ein Pronomen. Ein Wort, welches alle Pronomen ersetzt. Und ich meine wirklich alle. Anstatt, dass man weitere Pronomen peux á peux hinzufügt, hätten wir jetzt nur ein Pronomen um alle zu bezeichnen, dann würden wir niemanden exkludieren. Im Gegenteil, ENDLICH wären alle gleichgestellt.


Und damit sage ich nicht, dass man seine Sexualität verheimlichen sollte oder sonst was. Aber genauso wie man nicht alle fragt ob sie nun verheiratet sind oder Kinder wollen, so kann man doch solche Aspekte wie die Identität sowie die Sexualitätsausrichtung als Sprachansatz nehmen und die Leute einfach fragen wenn es interessiert. Es den Leuten direkt erzählen wenn es relevant ist. Genauso wie wir uns über andere Themen unterhalten. Etwas als Tabuthema zu bezeichnen bedeutet, dass Leute sich dem bewusst sind und deshalb absichtlich schweigen.


Wann schweigen wir sonst noch? Wenn wir müde sind, gerade keine Lust haben zu reden, etwas als irrelevant empfinden, usw. Ich glaube wenn wir - alle - etwas mehr unsere Absichten reflektieren, dann fällt vielleicht auf, dass wird oftmals einfach dem trendigsten Zug folgen, ohne uns selbst zu fragen wieso wir dies überhaupt tun.


Dabei baut die Gendersprache doch eigentlich - wie auch Feminismus - auf Folgendem auf: Gleichstellung. Wir sind alles Menschen. Alle Menschen verdienen die selben Rechte. Ich bin mir bewusst, dass auf vielen Teilen unserer Welt dies leider nicht der Fall ist, gerade unter Geschlechtern. Dabei ist Sprache ein so power-füllendes Element, und muss vor Allem nicht kompliziert sein. Wenn wir den Power-treibern die Macht der Sprache wegnehmen, so gewinnen wir Gleichstellung in dem wie wir uns ausdrücken. Wir als Gesellschaft finden etwas wo wir alle gleich sind. In Sprache. Ein Pronomen könnte daher so viel mehr bewegen.

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